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Risiken von hohem Cholesterin

Hohes Cholesterin ist der wichtigste Risikofaktor für die Atherosklerose – umgangssprachlich Gefäßverkalkung genannt –welche zu Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen, zum Teil lebensbedrohlichen, Gefäßverschlüssen führen kann. Diese Erkrankungen gemeinsam stellen in Österreich die Todesursache Nummer eins dar.

Trotz dieses schlechten Rufs ist Cholesterin grundsätzlich ein lebenswichtiger Bestandteil unserer Zellen. Problematisch wird es nur, wenn die Konzentration von Cholesterin im Blut zu hoch ansteigt.

Da Cholesterin ein fettlösliches Molekül ist und Blut größtenteils aus Wasser besteht, kann Cholesterin nicht einfach frei im Blut schwimmen. Damit Cholesterin im Blut transportiert werden kann, muss es in ein wasserlösliches Transportmedium verpackt werden. Dieses Gemisch aus Cholesterin und wasserlöslichem Transportmedium nennt man Lipoprotein.

Lipoproteine haben außen eine wasserlösliche Hülle, die aus seifenähnlichen Molekülen und Proteinen besteht. Im Inneren transportieren sie Cholesterin, Nahrungsfette und andere fettlösliche Substanzen wie etwa Vitamin A.

Lipoproteine sind wie Boote, welche ihre Fracht (Cholesterin) auf Flüssen (Blutgefäßen) transportieren. Wenn zu viele Boote auf dem Fluss fahren, ist die Chance hoch, dass sich Boote am Ufer verfangen und Schiffbruch erleiden. Die Fracht lagert sich am Ufer ab und verschmutzt die Umwelt. Ähnliche Prozesse passieren auch in unseren Blutgefäßen. Die Anzahl der Boote ist also der wichtigsten Risikofaktoren dafür, ob Boote Schiffbruch erleiden oder nicht.

LDL-Cholesterin

So wie es verschiedene Bootsklassen gibt, von kleinen Motorbooten bis zu großen Frachtschiffen, so gibt es auch unterschiedliche Klassen von Lipoproteinen. Die bekanntesten heißen LDL und HDL. Die Eigenschaften der LDL “Boote” begünstigen, dass sie in die Wände der Blutgefäße eindringen und sich dort verfangen können. In den 70 Jahren seit der Entdeckung des LDL konnte in sehr vielen Studien der klare Beweis für den Zusammenhang zwischen LDL und kardiovaskulären Ereignissen (z.B. Herzinfarkt) erbracht werden. Im Gegensatz dazu hat das HDL als prognostischer Marker in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung verloren.

Über die Messung des LDLs kann das zukünftige Risiko für Herzinfarkt und andere kardiovaskuläre Erkrankungen am besten vorhergesagt werden. Der wichtigste zusätzliche Faktor zum LDL ist die Zeitspanne, welcher die Blutgefäße einer bestimmten LDL Konzentration ausgesetzt sind. Bei sehr hohem LDL reicht eine kurze Zeitspanne aus, damit sich große Mengen in den Gefäßwänden ablagern. Es kann schon früh (manchmal vor dem 30. Lebensjahr) zu Gefäßverschlüssen kommen. Bei niedrigem LDL hingegen können Gefäßverschlüsse auch bei einem sehr langen Leben gänzlich ausbleiben. Daher ist es von persönlichem Interesse sein LDL Cholesterin zu kennen und möglichst über die gesamte Lebensspanne niedrig zu halten.

Lipoprotein-a

Zusätzlich zum LDL konnte in den letzten Jahren Lipoprotein-a, im weiteren Lp(a), als wichtiger kardiovaskulärer Risikomarker identifiziert werden. Lp(a) ist eine Variante des LDLs. Dabei tragen die LDL Partikel ein zusätzliches Protein, das stark beschleunigend auf die Gefäßverkalkung wirkt. Um auf die Boot-Metapher zurückzukommen, handelt es sich hierbei um LDL-Boote, welche mit gefährlichem Benzin beladen sind, das sich bei einem Unfall sehr leicht entzünden kann. Je mehr der LDL-Boote diese gefährliche Fracht tragen, desto höher ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die aktuellen Richtlinien sehen vor, dass Lp(a) zumindest ein Mal im Leben bestimmt wird. Mehrmalige Bestimmungen sind nicht notwendig, da die Höhe von Lp(a) genetisch bestimmt ist und durch den Lebensstil praktisch nicht beeinflusst werden kann.

Weitere wichtige Risikofaktoren

Andere wichtige Risikofaktoren für die Gefäßverkalkung sind

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • Ungesunde Ernährung reich an gesättigtem Fett, Einfachzucker und industriell hoch verarbeiteten Lebensmitteln
  • Bewegungsmangel
  • Schlafmangel bzw. Schlafstörungen
  • und andere systemische Erkrankungen (z.B. Nierenschaden)

Ist mein LDL zu hoch?

Die internationalen sowie die österreichischen Richtlinien geben vier Kategorien von LDL Zielwerten vor. Welche Zielwerte Sie erreichen sollen hängt von Ihrem individuellen Risiko ab (siehe Tabelle 1). Entsprechend der vier LDL-Kategorien gibt es vier Risikogruppen. Diese sind:
Sehr hohes Risiko, Hohes Risiko, Moderates Risiko und Niedriges Risiko.

Welchem Risiko Sie angehören entnehmen Sie bitte der Tabelle 2. 
Der LDL-Zielbereich für Personen mit niedrigem kardiovaskulärem Risiko sollte demnach 115 mg/dl und kleiner sein. Bei LDL-Cholesterin Werten über 190 mg/dl stellt sich der Verdacht einer Familiären Hypercholesterinämie. Das ist eine genetische Stoffwechselstörung, welche zu erhöhten LDL-Cholesterinwerten führt und das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere verwandte Erkrankungen enorm steigert. Um mehr über die Familiäre Hypercholesterinämie – und wie man sie erkennen kann – zu erfahren, klicken Sie hier. Die Entscheidung ob Ihr LDL-Cholesterin gesenkt werden soll müssen Sie letztendlich gemeinsam mit Ihrem betreuenden Arzt/Ärztin treffen.

Tabelle 1. LDL-Cholesterin Zielbereiche anhand von Risikogruppen

Tabelle 2. Einteilung der Risikogruppen